Die Panaroma-Suite, oder: Mein eigenes Reich im Hochfirst

Alle reden vom Skifahren. Von schneeweißen Pisten. Ich hingegen gehe meinen Winterurlaub anders an und stelle andere Aspekte in den Vordergrund. Wenn alle von der Region sprechen, dann spreche ich vom Hotel. Vom Rückzug. Wenn alle vom „Basislager“ Hotelzimmer sprechen, das eigentlich nur dazu da ist, damit man am nächsten Tag gut ausgeschlafen auf die Skipiste gehen kann, dann spreche ich davon, dass ein gutes Zimmer und ein perfektes Hotel die eigentliche Basis von allem ist. Das Zentrum des Urlaubs. Und ich werde damit zum Außenseiter.

Ich weiß schon. Ich bin komisch. Ein wenig anders als der Rest. Aber für mich ist bei einem Urlaub das Hotel das eigentliche. Vielleicht kommt es daher, dass ich mich in meiner Jugend oft tagelang in mein Zimmer verkrochen und Musik von Bands gehört habe, die traurige Musik für traurige Menschen produzierten. Schön, wenn ich mich so in meiner Melancholie suhlen konnte. Wunderbar, wenn alles anders war als außen, in der Welt, im Alltag. Wunderbar, wenn ich meine Stimmung mittels Licht und Musik selbst beeinflussen konnte. In mein Zimmer drang nichts von außen herein. Es war mein Reich.

Ein Zimmer für sich allein: Im Hochfirst findet man Heimat

Selbst die Schriftstellerin Virginia Woolf hat es in einem sehr bekannten Essay als essentiell bezeichnet, einen Raum für sich allein zu haben. Damit man schreiben kann. In ihrem Fall. Ich würde sagen: Damit man ganz man selbst sein kann. Ohne Ablenkungen, ohne dass jemand dazwischen funkt, ohne Irritationen von außen. Wenn ich auf Urlaub gehe dann möchte ich ein Zimmer haben, in dem sich meine Person widerspiegelt.

Ich möchte nicht in einem Hotel wohnen, in dem die Zimmer austauschbar sind, glatt, lieblos, belanglos. Ein Hotelzimmer muss Charakter haben, muss zu mir passen. Nur dann kann ich mich auch tatsächlich wohlfühlen. Sonst fühle ich mir nur als mehr oder weniger geduldeter Gast.

Bei der Panorama-Suite, die ich kürzlich im Hotel „Hochfirst“ bewundern durfte, ist das offensichtlich der Fall. Aus einer Vielzahl von Gründen. Zum einen hat diese Suite Charakter. Sie ist unverwechselbar. Zum anderen eignet sie sich perfekt als Rückzugsort, zumindest meiner Definition nach.

Ich kann vom Zimmer aus der Welt zusehen, sie bewundern und bestaunen – und davon gibt es in Obergurgl wirklich genug, denn die Berglandschaft ist schon mehr als nur eindrucksvoll. Die Welt Welt sein lassen, sie aus sicherer Ferne beobachten. Ganz bei sich sein. Ruhe genießen. In der Badewanne liegen, ein heißes Schaumbad, während draußen Schnee liegt.

Das Zimmer ist eine ganz Welt für sich. Eine Welt, die in sich stimmig ist und meiner Stimmung entspricht. Es gibt so viele Hotelzimmer, die meinen Geschmack beleidigen, die meine Stimmung nicht erst nehmen und auch insgesamt nicht stimmig sind. In der Panorama-Suite im Hochfirst ging mir das von Anfang an anders. Meine Innenwelt wurde durch die Außenwelt des Hotelzimmers gespiegelt. Es gab eine Entsprechung, die ich nicht jeden Tag erlebe. Luxus, ja. Aber eben dezent und stilvoll.

Es mag Leute geben, die solche Zimmer vermutlich wirklich nur als ein luxuriöses „Basislager“ ansehen würden. Was für eine Verschwendung! Was für eine Fehlinterpretation! Für mich war ein solches Zimmer Ausdruck einer stilvollen Auszeit. Es war eine eigene Parallelwelt, die ich nur sehr ungern wieder verlassen wollte. Es war klar: Ich musste in einem Winterurlaub in Obergurgl auch mal das Hotel Hochfirst verlassen.

Bis dahin würde ich die Zeit genießen. In diesem Zimmer. Ein Zimmer nur für mich allein, meine Frau noch mit im Gepäck. Ein Ort, an dem wir ganz wir selbst sein konnten. Genießen. Die Welt Welt sein.

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Von in Hochfirst